Ist ein Fertighaus schneller und günstiger gebaut als alle anderen Häuser?
Das ist der Traum eines jeden privaten Bauherren: Er unterschreibt einen Fertighausvertrag und kann nach kurzer Fertigungs- und Bauphase schnell in sein Eigenheim einziehen. Warum das oft ein Trugschluss ist und man damit nicht unbedingt günstiger baut, erklärt Manuela Reibold-Rolinger:
Aktuell betreue ich wieder einen Mandanten, der im Sommer 2018 einen Fertighausvertrag unterschrieben hat, weil er schnell in sein Haus einziehen will.
Inzwischen ist er hier in meiner Kanzlei Mandant weil der Fertighaushersteller für frühestens Sommer 2020 den Beginn der Bauarbeiten avisiert hat.
Woran liegt das und warum hat der Bauherr ein so großes Problem und vor allen Dingen genau das Gegenteil erreicht, von dem was er wollte, nämlich schnell in sein neues Fertighaus einziehen?
Wie so häufig wurde auch dieser Fertighausvertrag zwischen Tür und Angel, im konkreten Fall in einer Gaststätte, zwischen dem Bauherren und einem geschulten Vertriebsmitarbeiter unterschrieben.
Achten Sie unbedingt auf intransparente Klauseln, bevor Sie den Fertighausvertrag unterschreiben
Der Vertrag enthält zahlreiche, unwirksame, intransparente und für den Verbraucher schwierige Klauseln, so dass mein Mandant beim Unterzeichnen des Vertrages offenkundig nicht bemerkte, was alles im Argen liegt.
Seine Hoffnung, nach Unterzeichnung des Vertrages möglichst bald in sein Haus einziehen zu können, ist nach mehr als anderthalb Jahren völlig verloren gegangen.
Mit dem Bodengutachten und der Gründung des Hauses, also der Bodenplatte begannen die Probleme:
1.) Der Bauvertrag wurde ohne Vorlage eines Bodengutachtens unterschrieben.
2.) Der Bauvertrag wurde ohne die Klärung unterschrieben, wer die Planung des Bauvorhabens durchführt und
3.) War nicht klar, wer den Keller bzw. die Bodenplatte baut.
All diese Dinge sind jedoch Voraussetzung dafür, dass die Fertighausfirma überhaupt mit der Fertigung des Hauses beginnen kann.
Der Fehler bei vielen Fertighausverträgen sind sogenannte Bauherrenpflichten, die Sie nicht überblicken
In der Regel werden den Bauherren so tiefgreifende Pflichten auferlegt, sodass diese nicht überblicken, dass sie sehr häufig selbst die Verspätung des Baubeginns verursacht haben.
Das sind die Voraussetzungen zur Fertigung des Hauses:
In den Fertighausverträgen wird den Bauherren auferlegt, dass sie die Baugenehmigung und ein Bodengutachten vorzulegen haben und zwar jeweils erst nach Unterzeichnung des Vertrages. Sie haben die wesentlichen Dinge des Gebäudes zu bemustern, die Finanzierungsbestätigung vorzulegen, zu bestätigen, dass man mit einem Zufahrtsweg zur Baustelle kommt und einen Kran aufstellen kann und vor allen Dingen haben die Bauherren auch dafür zu sorgen, dass ein Anschluss für Wasser und Strom zur Verfügung steht und selbstverständlich auch hierfür die Kosten zu tragen sind.
Durch die große Vielzahl der Verpflichtungen, die man bei der oftmals viel zu vorzeitigen Unterzeichnung des Fertighausvertrages eingeht, sind dem Fertighaushersteller Tür und Tor geöffnet, den Vertragsablauf in die Länge zu ziehen.
Wenn man dann auch noch nicht mal eine klare Regelung zur Bauzeit hat und vom Unternehmer gesagt bekommt, man könne die Bauzeit ja nicht festlegen, weil der Bauherr noch die Planung vorzulegen habe, so ist dies bewusst so gewählt.
In der Regel empfehlen die Fertighaushersteller oder deren geschulte Vertriebsmitarbeiter eigene Planer, die auf der Seite der Fertighausherstellerfirma stehen. Mit diesen gemeinsam werden dann ganz bewusst die Fertigstellungszeiten verschleppt und die Bauherren in die Irre geführt.
Das hört sich nach einem Horrorszenario für private Bauherren an, ist bei vielen Mandanten, die mit Problemen bei Ihrem Bauvorhaben in meine Kanzlei kommen, jedoch leider die Regel.
Sie haben es in der Hand, ob Sie einen solchen Fertighausbauvertrag ohne juristische, fachkundige Prüfung unterschreiben. Ich kann nur dringend davon abraten, da Sie sonst genau wie die Bauherren, die hier in meiner Kanzlei vorstellig werden, in Teufels Küche kommen.
Bauverträge prüfen lassen
Bauverträge, insbesondere aber Fertighausverträge sollten dringend juristisch geprüft werden.
Sie können und sollten sich nicht in Sicherheit wiegen, weil die Fertighausfirma bundesweit bekannt ist, in ganz Deutschland baut und einen Standardvertrag vorgelegt hat, den schon viele tausend Bauherren unterschrieben haben. Ja, und viele tausend Bauherren sind viel zu spät in ihr Haus eingezogen, haben den Festpreis nicht einhalten können, weil durch bewusstes Verzögern der Fertigstellung durch die Fertighausfirma der garantierte Festpreis nicht mehr gehalten werden kann und dann durch das Hintertürchen vom Bauherren sogar Mehrkosten gefordert wurden.
Ohne juristische Beratung kommt man in diesen Angelegenheiten in der Regel nicht weiter und so ist es auch hier bei dem Bauherren, der heute in meiner Kanzlei war. Er wird nun einige tausend Euro an unsere Kanzlei zahlen müssen, damit wir ihn aus dem Schlamassel herausholen.
Das Argument vieler Fertighausfirmen, dass man den Bauvertrag nicht ändern könne ist falsch, da seriöse Fertighaushersteller durchaus Vertragsanpassungen zulassen und somit auch von Seiten des Fertighausherstellers Klarheit im Vertrag herrscht.
So musste ich heute meinen Bauherren entlassen mit dem Hinweis darauf, dass der Vertrag zu viele Fallstricke hat, als dass man ihm einfach aus der Sache heraus helfen kann.
Der Bauherr ging mit geknicktem Kopf aus meiner Kanzlei und sagte:
‟Hätte ich doch nur den Bauherrenführerschein gemacht und vor Unterzeichnung den Vertrag durch Sie prüfen lassen. Viele tausend Euro und ganz viel Ärger wären mir erspart geblieben.‟
Die gute Nachricht: Fehler und ihre Folgen können verhindert und eingegrenzt werden 🙂
1,) Bereiten Sie sich gut auf Ihr Eigenheimprojekt vor. Es ist wahrscheinlich die größte Investition Ihres Lebens. Sie haben es in der Hand.
2,) Stellen Sie sich ein Expertenteam aus exzellenten Finanzierungsberater, juristischem Experten und Sachverständigen zusammen.
3.) Übernehmen Sie Eigenverantwortung — so kommen Sie ohne Baukrisen zu Ihrem Bauglück.
Ich denke auch, dass man auf alle Klauseln achten sollte bevor man einen Fertighausvertrag unterschreibt. Generell ist es auch wichtig das richtige Bauunternehmen auszusuchen, um sein Haus bauen zu lassen. Hier hilft es oft jemandem im Freundeskreis zu haben, der sich mit dem Gewerbe auskennt oder alternativ einfach auf das Bauchgefühl zu hören!
Danke für den guten Tipp, den Bauvertrag vor der Unterschrift nochmal prüfen zu lassen. Meine Frau und ich haben uns mit der Thematik beschäftigt und es würde sich finanziell mehr lohnen, ein Fertigteilhaus bauen zu lassen. Dafür suchen wir uns diese Woche noch einen Fachmann für Fertighäuser.